Ludwig Heinrich Christoph Hölty 1748-1776

Es liebt` in Welschland irgendwo
Ein schöner junger Ritter
Ein Mädchen das der Welt entfloh
Trotz Klostertor und Gitter;
Sprach viel von seiner Liebespein
Und schwor auf seinen Knien
Sie aus dem Kerker zu befreien
Und stets für sie zu glühen.
`Bei diesem Muttergottesbild
Bei diesem Jesuskinde
Das ihre Mutterarme füllt
Schwör` ich`s dir o Belinde!
Dir ist mein ganzes Herz geweiht
So lang ich Odem habe;
Bei meiner Seelen Seligkeit!
Dich lieb` ich bis zum Grabe.`
Was glaubt ein armes Mädchen nicht
Zumal in einer Zelle?
Ach! sie vergaß der Nonnenpflicht
Des Himmels und der Hölle
Die von den Engeln angeschaut
Sich ihrem Jesu weihte
Die reine schöne Gottesbraut
Ward eines Frevlers Beute.
Drauf wurde wie die Männer sind
Sein Herz von Stund` an lauer
Er überließ das arme Kind
Auf ewig ihrer Trauer.
Vergaß der alten Zärtlichkeit
Und aller seiner Eide
Und floh im bunten Galakleid
Nach neuer Augenweide.
Begann mit andern Weibern Reihn
Im kerzenhellen Saale
Gab andern Weibern Schmeichelein
Beim lautem Traubenmahle
Und rühmte sich des Minneglücks
Bei seiner schönen Nonne
Und jedes Kusses jedes Blicks
Und jeder andern Wonne.
Die Nonne voll von welscher Wut
Entglüht` in ihrem Mute
Und sann auf nichts als Dolch und Blut.
Und träumte nur von Blute.
Sie dingte plötzlich eine Schaar
Von wilden Meuchelmördern
Den Mann der treulos worden war
Ins Totenreich zu fördern.
Die bohren manches Mörderschwert
In seine schwarze Seele.
Sein schwarzer falscher Geist entfährt
Wie Schwefeldampf der Höhle.
Er wimmert durch die Luft wo sein
Ein Krallenteufel harret.
Drauf ward sein blutendes Gebein
In eine Gruft verscharret.
Die Nonne flog wie Nacht begann
Zur kleinen Dorfkapelle
Und riss den wunden Rittersmann
Aus seiner Ruhestelle.
Riss ihm das Bubenherz heraus
Und warf`s den Zorn zu büßen
Dass dumpf erscholl das Gotteshaus
Und trat es mit den Füßen.
Ihr Geist soll wie die Sagen gehn
In dieser Kirche weilen
Und bis im Dorf die Hähne krähn
Bald wimmern und bald heulen.
Sobald der Hammer zwölfe schlägt
Rauscht sie an Grabsteinwänden
Aus einer Gruft empor und trägt
Ein blutend Herz in Händen.
Die tiefen hohlen Augen sprühn
Ein düsterrotes Feuer
Und glühn wie Schwefelflammen glühn
Durch ihren weißen Schleier.
Sie gafft auf das zerrissne Herz
Mit wilder Rachgebärde
Und hebt es dreimal himmelwärts
Und wirft es auf die Erde;
Und rollt die Augen voller Wut
Die eine Hölle blicken
Und schüttelt aus dem Schleier Blut
Und stampft das Herz in Stücken.
Ein bleicher Totenflimmer macht
Indes die Fenster helle.
Der Wächter der das Dorf bewacht
Sah`s oft in der Kapelle.

Song Die Nonne, D 208 (Schubert)
Recorded: November 30 - December 5, 2004, Munich.
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