Johann Gabriel Seidl 1804-1875

Ihr lieben Mauern hold und traut
Die ihr mich kühl umschließt
Und silberglänzend niederschaut
Wenn droben Vollmond ist!
Ihr saht mich einst so traurig da
Mein Haupt auf schlaffer Hand
Als ich in mir allein mich sah
Und Keiner mich verstand.
Jetzt brach ein ander Licht heran
Die Trauerzeit ist um
Und Manche zieh`n mit mir die Bahn
Durch`s Lebensheiligtum.
Sie raubt der Zufall ewig nie
Aus meinem treuen Sinn
In tiefster Seele trag` ich sie
Da reicht kein Zufall hin.
Du Mauer wähnst mich trüb wie einst
Das ist die stille Freud;
Wenn du vom Mondlicht widerscheinst
Wird mir die Brust so weit.
An jedem Fenster wähnt ich dann
Ein Freundeshaupt gesenkt
Das auch so schaut zum Himmel an
Das auch so meiner denkt.

Song `Am Fenster` (”Ihr lieben Mauern hold und traut”) (Op.105/3), D 878 (Schubert)
Recorded: August 29, 1977, Salzburg.
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