Friedrich von Matthisson 1761-1831
Ein Fräulein klagt` im finstern Turm
Am Seegestad erbaut.
Es rauscht` und heulte Wog und Sturm
In ihres Jammers Laut.
Rosalie von Montanvert
Hieß manchem Troubadour
Und einem ganzen Ritterheer
Die Krone der Natur.
Doch ehe noch ihr Herz die Macht
Der süßen Minn` empfand
Erlag der Vater in der Schlacht
Am Sarazenenstrand.
Der Ohm ein Ritter Manfry ward
Zum Schirmvogt ihr bestellt;
Dem lacht` ins Herz wie Felsen hart
Des Fräuleins Gut und Geld.
Bald überall im Lande ging
Die Trauerkund` umher
`Des Todes kalte Nacht umfing
Die Rose Montanvert.`
Ein schwarzes Totenfähnlein wallt`
Hoch auf des Fräuleins Burg;
Die dumpfe Leichenglocke schallt
Drei Tag` und Nächt` hindurch.
Auf ewig hin auf ewig tot
O Rose Montanvert!
Nun milderst du der Witwe Not
Der Waise Schmerz nicht mehr!
So klagt einmütig alt und jung
Den Blick von Träumen schwer
Vom Frührot bis zur Dämmerung
Die Rose Montanvert.
Der Ohm in einem Turm sie barg
Erfüllt mit Moderduft!
Drauf senkte man den leeren Sarg
Wohl in der Väter Gruft.
Das Fräulein horchte still und bang
Der Priester Litanei`n
Trüb in des Kerkers Gitter drang
Der Fackeln roter Schein.
Sie ahnte schaudernd ihr Geschick;
Ihr ward so dumpf ihr ward so schwer
In Todesnacht erstarb ihr Blick;
Sie sank und war nicht mehr.
Des Turms Ruinen an der See
Sind heute noch zu schaun;
Den Wandrer faßt in ihrer Näh`
Ein wundersames Graun.
Auch mancher Hirt verkündet euch
Daß er bei Nacht allda
Oft einer Silberwolke gleich
Das Fräulein schweben sah.

Song `Romanze`, D 114 (Schubert)
Recorded May 29-31, 1989, Great Britain.
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