A. Knapp

Ein frommer Landmann in der Kirche sass;
den Text der Pfarrer aus Johanne las
am Ostermontag wie der Heiland rief vom Ufer
Kindlein habt ihr nichts zu essen?
Das dramg dem Landmann in die Seele tief
dass er in stiller Wehmuth dagesessen.
Drauf betet er Mein liebster Jesu Christ!
So fragest du? O wenn du hungrig bist
so sei am nächsten Sonntag doch mein Gast
und halt an meinem armen Tische Rast!
Ich bin ja wohl nur ein geringer Mann
der nicht viel Gutes dir bereiten kann;
doch deine Huld die dich zu Sündern trieb
nimmt auch an meinem Tische wohl vorlieb!
Er wandelt heim und spricht sein herzlich Wort
an jedem Tag die ganze Woche fort.
Am Samstag Morgen lässts ihn nimmer ruhn
Frau hebt er an nimm aus dein bestes Huhn
bereit es kräftig fege Flur und Haus
stell in die Stub auch einen schönen Strauss
denn wisse dass du einen hohen Gast
auf morgen Mittag zu bewirthen hast!
Putz unsre Kinderlein mach alles rein
der werthe Gast will wohl empfangen sein.
Da springen alle Kinderlein heran
O Vater sag wie heisst der liebe Mann?
Die Mutter fragt O Vater sage mir
gar einen Herren ludest du zu dir?
Der Vater lächelt aber sagt es nicht
und Freude glänzt in seinem Angesicht.
Am Sonntag ruft der Morgenglocken Hall
zum lieben Gotteshause ziehn sie all
und immer seufzt der Vater innerlich
O liebster Jesu komm besuche mich!
Du hast gehungert ach so möcht ich gern
dich einmal speisen meinen guten Herrn!
Wie die Gemeinde drauf nach Hause geht
die Mutter bald am Heerde wieder steht.
Das Huhn ist weich die Suppe dick und fett;
sie deckt den Tisch bereitet alles nett
trägt auf und denkt beim zwölften Glockenschlag
Wo doch der Gast so lange bleiben mag!
Es schlägt auf Eins; da wirds ihr endlich bang
Sprich lieber Mann wo weilt dein Gast so lang?
Die Suppe siedet ein die Kinder stehn
und hungern da und noch ist nichts zu sehn.
Wie heisset denn der Herr? Ich glaube fast
dass du vergeblich ihn geladen hast.
Der Vater aber winkt den Kinderlein
Seid nur getrost! Er kommt nun bald herein.
Drauf wendet er zum Himmel das Gesicht
und faltet zum Gebet die Hände spricht
Herr Jesu Christe komm sei unser Gast
und segne uns was du bescheret hast!
Da klopft es an der Thüre; seht ein Greis
blickt matt herein die Locken silberweiss!
Gesegnes Gott! Erbarmt euch meiner Noth!
Um Christi willen nur ein Stücklein Brot!
Schon lange bin ich hungrig umgeirrt
vielleicht dass mir bei euch ein Bissen wird!
Da eilt der Vater Komm du lieber Gast!
Wie du so lange doch gesäumet hast!
Schon lange ja dein Stuhl dort oben steht!
Komm labe dich du kommst noch nicht zu spät!
Und also führet er den armen Mann
mit hellen Augen an den Tisch hinan
Und Mutter sieh doch! seht ihr Kinderlein
den Heiland lud ich vor acht Tagen ein!
Ich wusst es wohl dass wenn man Jesum lädt
er einem nicht am Haus vorübergeht.
O Kinder seht! in diesem Aermsten ist
heut unser Gast der Heiland Jesus Christ!

Song `Die Einladung`, op. 70, ¹ 1 (Loewe)
Recorded: September 17-18, 2002, Stuttgart.
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