Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

Über Tal und Fluss getragen
Zieht rein der Sonne Wagen.
Ach sie regt in ihrem Lauf
So wie deine meine Schmerzen
Tief im Herzen
Immer morgens wieder auf.
Kaum will mir die Nacht noch frommen
Denn die Träume selber kommen
Nun in trauriger Gestalt
Und ich fühle dieser Schmerzen
Still im Herzen
Heimlich bildende Gewalt.
Schon seit manchen schönen Jahren
Seh ich unten Schiffe fahren
Jedes kommt an seinen Ort;
Aber ach die steten Schmerzen
Fest im Herzen
Schwimmen nicht im Strome fort.
Schön in Kleidern muss ich kommen
Aus dem Schrank sind sie genommen
Weil es heute Festtag ist;
Niemand ahnet dass von Schmerzen
Herz im Herzen
Grimmig mir zerrissen ist.
Heimlich muss ich immer weinen
Aber freundlich kann ich scheinen
Und sogar gesund und rot;
Wären tödlich diese Schmerzen
Meinem Herzen
Ach schon lange wär ich tot.

Song `An Mignon`, D 161 (Schubert)
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